Offener Brief der Selbsthilfegruppe Elektrosensiblen 5-Seen-Land
Recht auf Mobilfunk – Recht auf Zwangsbestrahlung?
bisher haben wir keine Antwort bekommen.
Selbsthilfegruppe der Elektrosensiblen 5-Seen-Land
An die
Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag
Frau Katrin Göring-Eckardt
Herrn Anton Hofreiter
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
OFFENER BRIEF
15.02.2020
Recht auf Mobilfunk – Recht auf Zwangsbestrahlung?
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt
Sehr geehrter Herr Hofreiter,
die Ankündigung Ihrer Partei, einen Antrag in den Deutschen Bundestag einzubringen, mithilfe dessen allen Bürgern ein „Recht auf Mobilfunk“ verschafft werden soll, hat dazu geführt, dass wir von einer Welle der Entrüstung überrollt werden. Die Verzweiflung und Empörung der Menschen, die unmittelbar von Ihrem Vorhaben betroffen sind, ist kaum in Worte zu fassen.
Wir wollen es dennoch versuchen, mit diesem Schreiben, in der Hoffnung, dass sich Ihre Partei, die sich einst als Vorreiter ökologischer Grundsätze einen Namen gemacht hat, wieder auf ihre vormals formulierten Grundwerte und Prinzipien besinnt und sich für den Erhalt des Lebens und der menschlichen Lebensgrundlagen einsetzt anstatt eine katastrophale Entwicklung voranzutreiben, welche menschliche Existenzen zerstört, bis den davon betroffenen Menschen nur noch der Suizid als letzten Ausweg aus ihrer Folterhölle bleibt.
Die „Selbsthilfegruppe der Elektrosensiblen 5-Seen-Land“ sowie der „Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V“ setzen sich für die Belange von Menschen ein, deren Organismus mit gesundheitlichen Beschwerden reagiert, sobald dieser hochfrequenter gepulster elektromagnetischer Strahlung z. B. von WLAN-Routern, DECT-Schnurlostelefonen, Smartphones und Mobilfunkbasisstationen ausgesetzt wird. Die Beschwerden reichen - je nach individueller Disposition, Einwirkungsdauer sowie Intensität und physikalischer Spezifikation der Strahlenquelle - von plötzlich einsetzenden Kopfschmerzen bis hin zu einer akut lebensbedrohlichen Symptomatik. Diese Menschen leiden unter Elektrohypersensitivität (EHS).
Für viele EHS-Betroffenen haben sich gesundheitliche Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Versagen der Muskeln, Übelkeit, Tinnitus, innerliches Vibrieren, unerträgliches Druckgefühl im Kopf und in der Brust sowie drastischer Blutdruckanstieg und Herzrhythmusstörungen zu dauerhaften Begleiterscheinungen entwickelt, da sie keinen Ort mehr finden, an dem sich ihr Körper wieder erholen kann. Denn dazu bräuchte es ein ökologisches Umfeld, welches sich in Analogie zu einer ökologisch-landwirtschaftlichen Anbaufläche dadurch auszeichnet, dass es von künstlich erzeugten Zusätzen frei gehalten wird. Ein Umfeld hingegen, welches im Sinne einer konventionellen Landwirtschaft mit künstlich erzeugten Hochfrequenzen überdüngt wird, führt dazu, dass der menschliche Organismus mit einer physiologischen Betriebsstörung reagiert, welche aus Mangel an einer Regenerationsmöglichkeit - denn ein störquellen-freier Lebensraum ist Mangelware! - nicht mehr durch die körpereigenen Regulationssysteme kompensiert werden kann und sich schließlich - wie oben dargestellt - in chronischen gesundheitlichen Beschwerden manifestiert.
Elektrohypersensitive Menschen behelfen sich damit, ihre Wohnung so gut es physikalisch geht, abzuschirmen, in den Keller zu ziehen oder sie richten sich
in einer käfiggleichen Schutzhülle aus Abschirmstoff ein, um wenigsten die schlimmsten Beschwerden zu lindern. Andere wiederum, die das Glück hatten, doch noch einen für sie gesundheitsverträglichen Wohnraum in einem abgelegenen Weiler zu finden, müssen nun feststellen, dass sie auch von dort wieder vertrieben werden, da der politische Wille, auch dieses letzte Funkloch zu schließen, ohne Rücksicht auf Verluste in die Praxis umgesetzt wird, mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen auf der Flucht sind.
Wir stellen fest:
Keine Technologie bringt einen derartigen sozialen Unfrieden in die Dörfer wie der Mobilfunk! Die einen wollen überall mobil telefonieren, die anderen einfach nur irgendwo überleben!
Immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeit, ihr häusliches Umfeld und befinden sich im Zustand der Quasi-Obdachlosigkeit!
Tagtäglich erhalten wir Anfragen von verzweifelten Menschen, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Uns sind Schwerstbetroffenen bekannt, die sich in unwirtliche Waldgebiete geflüchtet haben und dort in Wohnwägen, Hütten und Zelten zu überleben versuchen, so gut es eben geht. Wir dürfen aus dem Schreiben einer Betroffenen, die sich hilfesuchend an uns gewandt hat, zitieren:
„…..Diese Damen und Herren von den Grünen, die alle ihre Notdurft auch im Winter auf einer wohlig beheizten Toilette verrichten dürfen (ach wie „grün“ diese Partei doch geworden ist!), verlangen von mir ein Dasein zu fristen, das sie selber allenfalls nur für die Dauer eines sommerlichen Wochenendes im Partymodus bereit wären zu ertragen….Ich hingegen muss mir bei Zahnschmerzen hier im Wald die Zähne ziehen lassen, denn ich kann dank des digitalen Fortschritts keine Zahnarztpraxis mehr aufsuchen (nun ja, da ich nur noch wenige Zähne habe, wird sich wenigstens dieses Problem bald erledigt haben)….
Was sind das nur für Menschen, die mir nun auch noch die letzte Möglichkeit zum Überleben nehmen? Sind das überhaupt noch Menschen, die da Entscheidungen fällen oder sitzen da schon digitalisierte Ungeheuer ohne Herz und Seele im Bundestag? Bitte fragen Sie diese unmenschlichen Wesen, WO ich überleben kann, nachdem sie auch noch das letzte Funkloch gestopft haben! Fragen Sie das bitte, mit dem ausdrücklichem Vermerk: um eine ehrliche Antwort wird gebeten! ...“
Da klagt ein Mensch, dass er nicht überleben kann, wenn ihm das letzte Funkloch auch noch genommen wird, während ein anderer sich darüber aufregen mag, dass seine Pilzberatungs-App nicht funktioniert mangels Mobilfunkempfang. Letzterer kann seine Fundstücke immerhin noch zu einer fachkundigen Begutachtung in eine Pilzberatungsstelle tragen, während es ersterem nicht einmal mehr vergönnt wird, bei Zahnschmerzen eine Zahnarztpraxis aufzusuchen! Eine adäquate Zahnbehandlung, keine Selbstverständlichkeit im 21. Jahrhundert im Hochtechnologieland Deutschland - vielleicht wäre es an der Zeit, einmal über diesen Rechtsanspruch nachzudenken?
Stattdessen jedoch wollen Sie allen Bürgern das fragwürdige Recht auf eine Zwangsbestrahlung verschaffen, 24h am Tag und lebenslang und als Folge dieses Rechtsanspruchs alle Funklöcher schließen.
Damit entreißen Sie elektrohypersensitiven Menschen jegliche Überlebensmöglichkeit!!
Wir Bürger, die wir unmittelbar von den fatalen Auswirkungen Ihrer Pläne betroffenen sind, fragen Sie: „WO können wir überleben?“
In Erwartung einer ehrlichen wie konkreten Antwort verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
Ingrid Kling
Mgl. der Arbeitsgruppe „Unterkünfte für EHS“
des Vereins f. Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V.
www.elektrosensibel-muenchen.de